Bundesamt für Gesundheit: Die Hälfte der Grundversorger plant den Anschluss an das elektronische Patientendossier EPD 17.12.2019, Die Grundversorgerinnen und Grundversorger in der Schweiz bewerten das Gesundheitssystem
als sehr gut. Sie sind mit ihrer Praxistätigkeit im internationalen Vergleich überdurchschnittlich
zufrieden und schätzen die gute Koordination mit den Spezialisten. Dies geht aus einer Umfrage
hervor, die 2019 unter der Schirmherrschaft des Commonwealth Fund in elf Ländern
durchgeführt wurde. Die Umfrage zeigt auch, dass die Schweiz bei der Nutzung von eHealth-
Instrumenten zwar aufholt, aber im internationalen Vergleich nach wie vor auf den hinteren
Rängen ist.
Die Stiftung Commonwealth Fund lässt regelmässig eine Befragung der Grundversorger in elf
Ländern durchführen, darunter auch in der Schweiz. Bei den Grundversorgern erhält das
Schweizerische Gesundheitssystem auch 2019 wieder gute Noten. 93 Prozent der Befragten
beurteilen die Leistungen des Systems als gut oder sehr gut.
Damit steht die Schweiz an der Spitze, vor Norwegen und Australien. Ein Drittel der
Grundversorger ist indes der Meinung, dass zu viele medizinische Leistungen erbracht werden
(2015: 51 Prozent). Grund dafür sind auch die Patientinnen und Patienten, die nach unnötigen
Tests und Behandlungen verlangen.
Eine Mehrheit der befragten Grundversorger (69 Prozent) zeigt sich sehr zufrieden mit der
eigenen Praxistätigkeit, womit die Schweiz weiterhin den ersten Platz belegt. Allerdings
beurteilen 37 Prozent ihre Arbeit als äusserst oder sehr stressig (2015: 31 Prozent). In den
meisten anderen Ländern liegt dieser Anteil deutlich höher.
61 Prozent der Grundversorger in der Schweiz erachten zudem den administrativen Aufwand als
grosses Problem.
Zugang zu medizinischen Leistungen
Als sehr gut wird auch der Zugang der Patientinnen und Patienten zu medizinischen Leistungen
eingeschätzt: Die Wartezeiten in der Schweiz sind kurz; 84 Prozent der Ärzte sagen, dass ihre
Patienten nach einer Diagnose nicht lange auf eine Behandlung warten müssen (2015: 81
Prozent).
Positiv bewerten die Grundversorger die Koordination mit den Spezialärzten: 96 Prozent der
Grundversorger (2015: 94 Prozent) sind mit der Zusammenarbeit und dem Austausch von
Informationen zufrieden bzw. sehr zufrieden. Verbesserungsbedarf sehen die Grundversorger in
der Koordination mit den Sozial- und Pflegediensten. 93 Prozent unterstützen ihre Patientinnen
und Patienten zwar bei der Koordination.
Ein Drittel von ihnen moniert aber den hohen administrativen Aufwand, der die Koordination mit
Sozialdiensten mit sich bringt.
Die internationale Umfrage bestätigt zudem einen Trend hin zur Überalterung in der ärztlichen
Grundversorgung: 34 Prozent (2015: 33 Prozent) der Grundversorger sind 60 Jahre alt oder
älter. 63 Prozent der 60 bis 64-jährigen geben an, nach Erreichen des 65. Lebensjahres
weiterarbeiten zu wollen. Betrachtet man das untere Ende der Alterspyramide, so zeichnet sich
in der Schweiz mit einem relativ geringen Anteil an Ärztinnen und Ärzte unter 45 Jahren (21
Prozent) ein Engpass in der Grundversorgung ab.
Der Bund hat mit dem Masterplan Hausarztmedizin bereits konkrete Massnahmen zur Stärkung
der medizinischen Grundversorgung umgesetzt, etwa mit der Aufnahme von Aus- und
Weiterbildungszielen in die Ärzteausbildung, aber auch mit einer Anpassung im Ärztetarif
(TARMED), mit der Leistungen der Grundversorger besser abgegolten werden. Zudem
ermöglicht die wachsende Zahl an Gruppenpraxen die Teilzeitarbeit und damit die Vereinbarkeit
von Berufs- und Familienleben.
Elektronisches Patientendossier
Der Anteil der Grundversorger, die ihre Krankengeschichten elektronisch dokumentieren, hat
deutlich zugenommen, von 54 Prozent (2015) auf 70 Prozent. Die jüngeren Ärztinnen und Ärzte
(<45 Jahre) dokumentieren fast alle die Krankengeschichte elektronisch. Bei den 55-64-Jährigen
sind es knapp 60 Prozent und bei den über 64-Jährigen nur 35 Prozent. Die Schweiz bleibt damit
insgesamt weiter auf dem letzten Platz der befragten Länder.
Auch beim elektronischem Austausch mit Spitälern, Labors und anderen Ärztinnen und Ärzten,
etwa beim Übermitteln von Röntgenbildern oder Laborresultaten, besteht noch grosses
Potenzial: Nur 47 Prozent können Röntgenbilder ihrer Patientinnen und Patienten mit
praxisexternen Ärztinnen und Ärzten austauschen.
Beim Austausch von Labordaten oder anderen diagnostischen Tests sind es 52 Prozent und bei
der Übermittlung patientenspezifischer Medikamentenlisten 44 Prozent. Rund ein Drittel des
Datenaustausches mit den Spitälern findet in der Schweiz noch per Fax oder Post statt. 2015
waren es noch 67 Prozent.
Die Befragung zeigt auch, dass 46 Prozent der Grundversorger in den nächsten Jahren mit dem
Anschluss an das elektronische Patientendossier planen, darunter vor allem jüngere
Grundversorger und solche, die in Gruppenpraxen arbeiten.
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